GEO

Liebe Leserin, lieber Leser, Deutschland muss wilder werden, und wir wollen dabei helfen: Das war das Ziel, als 2022 aus der GEO-Redaktion heraus der Verein „GEO schafft Wildnis“ gegründet wurde. Der Anlass war naheliegend: Immer wieder berichten wir in GEO darüber, wie die Artenvielfalt abnimmt, nicht nur im Amazonasregenwald, sondern auch vor unserer Haustür. Das Europäische Ziesel verschwand in den 1980er-Jahren aus Deutschland und wurde seither nicht mehr gesehen. Der Schwarzstirnwürger war noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland weit verbreitet, jetzt ist er so gut wie verschwunden: Zuletzt hat 1987 noch ein Paar in Süddeutschland gebrütet, nun wird er nur noch vereinzelt gesichtet. Ursache für derartigen Artenverlust ist meist der Verlust von Biotopen, oft von Wildnis, in denen Tiere und Pflanzen überleben können. „GEO schafft Wildnis“ e. V. ermöglicht gemeinsam…

Isoliert, aber nicht allein In der Antarktis gilt: anpacken und aufeinander aufpassen Der Notruf blieb nicht unerhört: Als auf dem britischen Forschungs schiff „RRS Sir David Attenborough“ in der Antarktis ein Mensch lebensbedrohlich erkrankte, machte eine argentinische Militärbasis ihre Landebahn bereit, um die erkrankte Person auszufliegen. Denn in Polargebieten gilt eine eiserne Regel: Man hilft einander. Das Expeditionsschiff (o.: Crew und Forschungsteam) war im Weddellmeer unterwegs. An Bord: GEO -Reporterin Marlene Göring (r.), die mit anpackte, als Paläontologen für eine Zeit lang auf Inseln aus gesetzt wurden und es galt, Wasser, Nahrung und Zelte an die Ufer zu schleppen. Mehrere Tonnen waren es, und trotzdem wirkte der Haufen Ausrüstung kläglich klein dafür, Menschen in der un wirtlichen Landschaft zurückzulassen. Unsere Reportage wäre nie entstanden, hätten nicht Crewmitglieder und Forschende ihre Bilder beigesteuert.…

Uhr über Bord Eigentlich wollte der Fotograf Enver Hirsch nur ein paar Aufnahmen von der Holzbrücke am Klein-Balaton, einem Schutzgebiet am ungarischen Plattensee, machen. Allerdings hatte er zuvor seine Armbanduhr auf seinem Rucksack abgelegt. Nach getaner Arbeit, beim Zusammen packen des Fotoequipments, plumpste die Uhr ins Wasser. Hirsch, der zuvor angekündigt hatte, bei frühlingshaften Temperaturen auf keinen Fall im Balaton baden zu wollen, zog sich kurzerhand bis auf die Boxershorts aus und stieg in das seichte, sumpfige und natürlich kühle Wasser. Etwa eine Viertelstunde lang tauchte der Fotograf zwischen Schilf und Algen nach seinem Schmuckstück. Und als er fast schon aufgeben wollte, wurde er doch noch fündig. Hirsch wusste, die Mühe ist es wert: Seine Uhr ist wasserdicht. Seite 68 Wenn nachts im Wald der Jaguar brüllt In Peru wagt sich ein GEO-Team…

GEO-AUSGABE AUGUST 2024 Was heißt schon »normal«? Im Alter von neun Jahren lief ich 1965 in einen fahrenden Wagen und wachte nach dreiwöchiger Bewusstlosigkeit auf, schwerbehindert. Vieles, was über David geschrieben wurde, kommt mir bekannt vor. Von Tritten in den Hintern durch andere kann ich viel erzählen; andererseits: Ich habe viele Menschen überlebt. Und ich bin meinen verstorbenen Eltern dankbar, dass sie mich ausgehalten haben. WOLFGANG BECKER, BOCHUM Unser Kind war von Beginn an „irgendwie anders“, nach acht Jahren Odyssee durch den Dschungel von endlosen Therapien, ratlosen und teilweise auch ignoranten Fachärzten bekamen wir endlich eine Diagnose. Ohne Diagnose hat man in Deutschland keine Chance, die notwendigen Hilfsmittel bewilligt zu bekommen. Unser Sohn ist inzwischen 15 Jahre alt, liebevoll integriert in einem privaten Gymnasium und regelmäßig Klassenbester. Und das, nachdem uns im ersten Lebensjahr…

PALAU Im Streifenkleid auf Aale-Jagd Der Gelblippen-Seeschlange geht so leicht nicht die Puste aus. Ihr Lungensack ist fast so lang wie ihr Körper und befähigt sie, in den indo-australischen Küstengewässern bis zu 60 Meter tief nach Aalen zu tauchen. Zur geruhsamen Verdauung zieht sich das Tier auf die felsigen Inseln Palaus zurück. Für Menschen sind die Bisse der etwa anderthalb Meter langen Reptilien (die Männchen messen nur die Hälfte) zwar giftig, Angriffe sind aber extrem selten KENIA Boxenstopp im Fahrerlager Schnell, günstig, bunt: die Boda Boda in Nairobi. Was schön glänzt, bringt Geld – je farbenfroher die Motorradtaxis, desto mehr Fahrgäste ziehen sie an. Auf Kenias Straßen arbeiten um die drei Millionen Menschen als Fahrer, sie sind sozial kaum abgesichert. In jüngster Zeit sind viele elektrisch unterwegs: Die Spritpreise in Kenia überschreiten die Kosten für…

Techno pumpt aus den riesigen Musikboxen am Straßenrand, in der Luft liegt der Duft von Grillfleisch. Und von den Häusern her weht fröhliches Gejohle – schließlich findet hier in Bongo eine Beerdigung statt. Mehrere Tage lang treffen sich Angehörige, Freunde und Nachbarn, um dem Toten ein Fest zu bereiten. Denn im Nordosten Ghanas werden Verstorbene nicht nur betrauert. Sondern auch für ihr Leben gefeiert: Eine laute Party mit Musik und Tanz, durchorganisiert wie eine Hochzeit – und oft auch genauso teuer. Viele Hundert Menschen kommen bisweilen zu solch einem Termin: Hier treffen sich alte Bekannte und frische Liebespaare, an Imbissständen gibt es Snacks, Frauen schenken Pito aus, ein selbst gebrautes Hirsebier. Und Plakate weisen den Weg zum Festplatz. Wer in der Trockenzeit durch Ghanas Upper East Region fährt, sieht diese Plakate alle…