Häuser

SAGT IHNEN DER NAME Capability Brown etwas? Er war einer der wichtigsten englischen Gartenplaner des 18. Jahrhunderts, und weil sein Einfluss auf die europäische Gartenkultur enorm war, erwähnt ihn unser Kolumnist Rainer Elstermann in seiner Serie, die sich diesmal ikonischen Anlagen auf der Insel widmet. Browns eigentlicher Vorname war Lancelot. Doch immer wenn er einen neuen Auftrag erhielt (oder einen solchen versuchte zu erlangen), inspizierte er das betreffende Flurstück zu Pferd und verkündete anschließend, das Gelände habe „capabilities“, also „Fähigkeiten“, im Sinne von „Potenzial“, was ihm den Spitznamen einbrachte, unter dem er heute noch bekannt ist. Was Capability Brown hoch zu Ross unternahm, ist bis heute der Kern jedes gelungenen gartenplanerischen Projekts: aus den Gegebenheiten eine Vision zu entwickeln, in welcher Form die Natur an diesem Ort ihr großartiges Werk…

„EIN PLATZ, UM AN EINEM PRIVILEGIERTEN ORT ZU VERWEILEN UND NACHZUDENKEN“ GONZALO ITURRIAGA, ARCHITEKT DIE GRANDIOSE BERGLANDSCHAFT der Anden hat schon viele chilenische Architekten zu baulichen Höhenflügen inspiriert. Vor acht Jahren sorgte Gonzalo Iturriaga mit einem zeltartig gefalteten Haus in der Region Valparaíso für Furore. Das Refugio para un Montañista brachte auf 60 Quadratmeter Wohnfläche alles unter, was stadtmüde und naturhungrige Wanderer benötigen. „Der Auftrag bestand aus einem Dach, einer Küche, einem Bad und einem Schlafzimmer. Alles Notwendige, um im Morgengrauen die am Vortag erkundete Route zu beginnen“, erinnert sich der Architekt. Doch nicht allein die Funktionalität der Berghütte überzeugte internationale Jurys und brachte dem Planer renommierte Preise ein. Viel mehr noch begeistern die plastische Präsenz des Gebäudes und seine sensible Einbettung in die Landschaft. Dasselbe Kunststück gelang Itturiaga jetzt…

ARENA Architektur | Design | Menschen KRISTIANSAND IST NORWEGENS südlichste Großstadt, fiel aber bisher nicht als Kulturmetropole auf. Mit dem ambitionierten Theater- und Konzerthaus Kilden von ala Architects und nun dem von Mestres Wåge in Zusammenarbeit mit Bax und Mendoza Partida geplanten Kunstsilo ändert sich das Image der Hafenstadt beträchtlich. Beide Bauten liegen gegenüber dem Fährterminal auf dem ehemaligen Marinestützpunkt Odderøya und fördern als architektonische Landmarken die Entwicklung des Quartiers zu einem attraktiven Wohnstandort mit Bootsanlegern. Das Kunstsilo nutzt dabei einen denkmalgeschützten Industriebau von 1935, der für die umfassende und einzigartige Kollektion nordischer Kunst der Moderne des Mäzens Nicolai Tangen umgebaut und verwandelt wurde. Die 30 Türme des ehemaligen Getreidesilos bilden dabei das Rückgrat der neuen Kunstkathedrale mit 25 Räumen und 8500 Quadratmeter Fläche. Finanzmanager Tangen, der derzeit den norwegischen…

ARENA DESIGN HÄUSER Bislang waren Ihre Möbel eher skulptural, an der Grenze zur Kunst zu verorten – jetzt haben Sie in Mailand bei Poltrona Frau erstmals einen Sessel vorgestellt. Wie kam es dazu? FAYE TOOGOOD Das stimmt, ich habe mich mit Polstermöbeln bisher nicht beschäftigt, weil ich nicht wusste, ob sich der skulpturale Charakter meiner Entwürfe in etwas Weiches übertragen lässt. Aber Poltrona Frau hatte mich vor einigen Jahren nach Tolentino in die Fabrik eingeladen – und nachdem ich dort im Firmenarchiv die radikalen Designs der 1910er bis 1970er gesehen hatte, konnte ich mir gut vorstellen, selbst etwas Radikales beizusteuern. Wie lautete denn das Briefing für das Projekt? Es sollte ein ikonischer Sessel werden. Das Problem mit Ikonen ist aber, dass sie polarisieren. Sie sind ein bisschen wie Marmite –…

ARENA NACHGEFRAGT HÄUSER Hat der Baustoff Beton eine Zukunft? FELIX SOMMER Auf jeden Fall! Das Material kann einfach unglaublich viel, was andere Werkstoffe nicht können. Es ist immer eine Frage des Einsatzortes und der verwendeten Menge, ob es schäd lich ist, damit zu bauen oder nicht. Natürlich muss der Inhaltsstoff Zement umweltfreundlicher werden. Forschungen haben längst erwiesen, was da möglich wäre, jetzt müssen diese Ergebnisse in der Fertigung ankommen. Und parallel sollten da Alternativen gefunden werden, wo Beton nicht verwendet werden muss. Der Holzbau könnte eine sein. Außerdem müs sen wir mehr Bestand erhalten und Abrisse überdenken. Das passiert noch viel zu selten. Ich halte solche Maßnahmen alle für sinnvoll und finde es falsch, Beton einseitig als Klimakiller zu sehen. Sie kommen als ausgebildeter Tischler von einem anderen Werkstoff her.…

VOR FÜNF JAHREN wurde in Weimar und Dessau der 100. Geburtstag des Bauhauses mit gebührendem Aufwand und neuen Museumsbauten gefeiert. Die Inszenierungen galten einer unangreifbaren Institution der Moderne, die als Ideenlabor und Hort einer progressiven Gesinnung in die Welt hinauswirkte. Dieses Image war angesichts neuer Forschungen schon damals fragwürdig. Mit den drei Ausstellungen der Klassik Stiftung Weimar ist es nun gänzlich obsolet. Das Bauhaus war ein wichtiger Lern- und Denkort, an dem zentrale Gestalterpersönlichkeiten den Aufbruch ins Ungewisse wagten, aber es war keine Wagenburg der Aufrechten, die nach Auflösung der Einrichtung in die Emigration flohen oder verfolgt wurden. Vielmehr blieben die meisten Bauhäusler in Deutschland und überlebten im nationalsozialistischen Staat, dem nicht wenige dienten, manche gezwungenermaßen, manche passiv, manche waren auch in SA und SS aktiv. Sie entwarfen Werbekampagnen für…